Was wäre, wenn es brennt Feuerwehr durfte in der Hennesee-Residenz den Ernstfall üben

 

 

Ulrich Jander ist ein Mann mit einer blühenden Phanta­sie. Sein Job ist es, sich fürchterliche Szenarien aus­zudenken - und die Feuerwehr vor knifflige Aufgaben zu stellen.

 

Gestern Abend hat er den Me­scheder Löschzug im Welcome-Hotel Hennesee-Residenz auf Trab gehalten. Sein Szenario: Im dritten Stock des Neu­baus brennt es. Weil jemand beim Bügeln etwas in Brand gesetzt hatte. Der Mann woll­te auch noch selbst löschen, erleidet aber einen Herzin­farkt und liegt im Treppenhaus mit Bügeleisen und Feuerlöscher.

Doch damit nicht genug: Sieben Menschen sind noch auf der Etage, vier Erwachse­ne und drei Kinder, ein Mann ist behindert. Doch das weiß die Feuerwehr natürlich nicht, als sie eintrifft. Weißer Rauch kommt aus einem Automaten und vernebelt die Räume. Ein Kind ist auf das Balkongelän­der geklettert, im Zimmer lie­gen die (Puppen-) Eltern und ein Baby im Maxi-Cosi.

Das Kind am Geländer ret­ten die Kameraden zuerst, die Drehleiter erreicht leicht den dritten Stock. Dann durchsu­chen die Männer mit Atem­schutz die Räume und holen die anderen Puppen über die Drehleiter heraus. Mittendrin bricht ein Feuerwehrmann zusammen und muss auch ge­rettet werden.

Bei einem echten Einsatz wäre nichts zu sehen gewesen, Kunstnebel ist eben kein ech­ter, schwarzer, heißer, stick­iger Rauch. Deshalb springt die Brandmeldeanlage nicht sofort an, was sie sonst schon tut, wenn ihr jemand mit einer Zigarre zu nah kommt. Die Sensoren reagieren auf Hitze. Doch sonst soll alles echt wirken. Ulrich Jander verne­belt die Etage nicht nur, er hat auch eine Maschine dabei, die schauerliche Geräusche erzeugt. Sogar die Babypuppe wimmert. Über die Drehleiter holen die Feuerwehrmänner die Puppen aus der verrauchten dritten Etage. Eine Puppe ist dabei, die sogar soviel wiegt wie ein richtiger Mensch. Die Feuerwehr muss sich auch um einen verletzten Kameraden kümmern, der so tut, als wäre er zusammengebrochen.

Direktionsassistent und Verkaufsleiter Thomas Stopje hofft, dass seine Mitarbeiter richtig reagieren. Sie müssen die Gäste warnen und aus den Zimmern holen. Dazu tönt auch der Lautsprecher ordnungsgemäß auf Deutsch und Englisch. Fazit: Die Mitarbeiter sind fit für den Ernstfall.

Hans-Jörg Kramer, der Pressesprecher des Löschzuges hält Ulrich Janders Wärmebildkamera in der Hand. „So etwas haben wir nicht, aber im Ernstfall wäre es eine große Hilfe gewesen. Sie sieht in Sekundenschnelle, wo noch jemand ist.“ Ohne Kamera muss die Feuerwehr sich den Weg mühsam im Dunkeln ertasten.

 

„Gut, dass wir einmal im laufenden Hotelbetrieb üben konnten“, lobt Kramer. Nur wenige Feuerwehrleute wussten, wo die Übung stattfinden sollte. Auch das DRK ist mit sieben Leuten vor Ort und kümmert sich um die „Verletzten“.

Die Hotelgäste wussten allerdings schon, was los war. „Wir haben sie um ihr Verständnis gebeten“, sagt Thomas Stopje. Jetzt weiß er, dass die Zusammenarbeit klappt und wo die Schwachstellen im Haus sind. Und er hofft, dass Ulrich Janders Phantasie nie Wirklichkeit wird.

 

 

Westfalenpost 01.04.2008 Ausgabe Meschede



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